Willow Creek Kongress 2024

Massnahme gegen das Scheitern von Leitenden

Thomas Härry war -nebst Jörg Albrecht - zu Gast im Livenet Talk.
Im März steht mit dem Willow Creek Leitungskongress ein grosses Spektakel an. Grund genug für einen Livenet-Talk. Florian Wüthrich spricht mit Thomas Härry und Jörg Ahlbrecht.

Das Jahr 2024 begann mit dem christlichen Glaubensfestival «MEHR» in Augsburg (Livenet berichtete) und vom 7. bis 9. März steht auch schon der nächste Grossevent an: Der Willow Creek Leitungskongress in Karlsruhe. Und darum geht es im aktuellen Livenet-Talk. Gäste sind Jörg Ahlbrecht von Willow Creek Deutschland und der Schweizer Coach und Autor Thomas Härry.

Es geht um Themen wie «Mut» und «Hoffnung»

Jörg Ahlbrecht verantwortet die Programmgestaltung des Kongresses. «Ich glaube, wir brauchen alle immer wieder einmal so ein Highlight», begründet er die Durchführung solcher Megaevents. «Es ist eine Erfahrung, die uns aus der Enge der eigenen Perspektive herausholt.» Es mache Mut zu sehen, dass man nicht alleine ist und dass es Tausende gibt, die im Reich Gottes unterwegs sind. «Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, Themen wie 'Mut' und 'Hoffnung' ins Zentrum zu stellen.» Jörg spricht die Herausforderungen an, welche wir durch die Krisen der vergangenen Jahren erfahren haben. «Was ist es denn eigentlich, das uns hoffnungsvoll leben lässt? Was ist es, was uns wirklich trägt?»

Ein einzigartiger Kongress

Jörg Albrecht

«Ich bin eigentlich ein Kongressmuffel», räumt Thomas Härry zu Beginn ein. «Es fällt mir nicht leicht, in eine solche Menge von Leuten hineinzugehen.» Trotzdem besuche er diese Kongresse aus Überzeugung seit vielen Jahre. «Weil ich dort etwas erlebt und gefunden habe, was ich sonst nirgends gefunden habe.» Thomas betont die gute Mischung von Inhalten über das Führungshandwerk und gleichzeitig das persönliche, seelsorgerliche Angesprochensein.

Der Fall Bill Hybels

«Es war ein absolutes Erdbeben», beschreibt Jörg den Fall des Willow Creek Gründers Bill Hybels. Die Anschuldigungen bezüglichen sexueller Belästigung mehrerer Frauen standen unerwartet plötzlich im Raum. «Ich war 20, 25 Jahre mit Bill Hybels unterwegs und habe viel von ihm gelernt. Dabei habe ich erlebt, wie Gott ihn gebraucht hat, um eine bessere Version von mir hervorzurufen.» Auf einmal den riesigen Schatten seines Vorbilds zu sehen, sei eine grosse Erschütterung gewesen. Trotzdem hält Jörg fest, dass die Kraft der Ortsgemeinde bleibt. Die sei nicht abhängig von Bill Hybels. «Die Ortsgemeinde bleibt der Ort – wie kein anderer auf der Welt – der Menschen mit Gott bekannt macht.»

Der Fall Hybels habe in den Leitungsgremien aber zu guten Gesprächen geführt. «Wieso wollten wir Teil von etwas Grossem sein und haben diesen Schatten nicht wahrgenommen?»

Der Knall – und dann?

«Man hätte sagen können, dass man mit dem Brand 'Willow' nichts mehr machen kann», blickt Thomas auf das Ringen nach dem Scheitern von Hybels zurück. «Man hat schon vorher immer über die Notwendigkeit von Charakter im Leben von Leitungspersonen gesprochen – auch Hybels hat darüber gesprochen.» Nach den niederschmetternden Ereignissen sei die Wichtigkeit nur umso deutlicher geworden, genau darüber auch weiterhin zu sprechen.

Am Kongress wird Thomas Härry das Abschlussreferat halten. «Worauf müssen Leitungspersonen achten – nicht nur in Bezug auf das Leitungshandwerk, sondern dahingehend, wo sie selbst stehen.» Das Thema «Massvolles Leiten» sei für Thomas genau die Auseinandersetzung mit diesen Fragen.

Massvolles Leiten

Thomas beobachtet unter Leitern zwei verbreitete Neigungen. Die eine Neigung beschreibt er als Masslosigkeit, wobei der Leitende nach immer mehr strebt: grösser, besser, mehr Einfluss, mehr Erfolg. «Und dann gibt es auch das Gegenteil. Es gibt die Unterfunktion.» Das seien die Leute, die an ihrem Computer sitzen und dort alles Mögliche machen – nur nicht leiten. «Ich halte beides für tragisch.»

Thomas ist bewegt davon, wie Leiter scheitern – egal, ob mit einem Knall oder langsam und schrittweise. Letztlich beginne das Scheitern aber immer lange bevor es äusserlich sichtbar wird und er wundere sich, wie wenig diese Dinge reflektiert werden.

Inhalte am Leitungskongress

«Vor einiger Zeit haben wir entschieden, dass wir neben dem Leitungsthema an unseren Kongressen das Thema Spiritualität, Jüngerschaft, Glauben noch mehr stärken wollen.» Jörg stellt fest, «dass zunehmend viele Leiter nicht nur nicht wissen, wie sie leiten sollen, sondern teilweise nicht einmal wissen, wie sie glauben sollen.» Und ohne Hingabe an Jesus können starke Leiter mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Am Kongress wird Jörg darüber sprechen, wie Leiter mit ihren Verwundungen umgehen. «Für mich wurde das einer der wesentlichen Punkte. Ich stelle fest, dass ganz viele Leiter Jesus gar nie erlaubt haben, ihre Wunden wirklich zu heilen.» Es soll aber auch kleinen oder schrumpfenden Gemeinden Hoffnung gemacht werden. Ein Referat trägt den Titel «Hoffnung, wenn alles zerbricht» und in einem anderen geht es darum, wie inmitten von Veränderungen geleitet werden kann, ohne selbst dabei kaputt zu gehen. Auch andere Themen stellt Jörg im Talk konkret vor. «Es steckt eine Menge in diesem Kongress drin.»

Sehen Sie sich den Talk mit Thomas Härry und Jörg Ahlbrecht an:

 

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Datum: 12.01.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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