Keine Aussage zu Glauben

Scholz: «Habe die ganze Bibel durchgelesen»

Deutscher Bundeskanzler Olaf Scholz
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz kennt die Bibel und verteidigt die Bedeutung des christlichen Erbes in Deutschland. Zu seinem persönlichen Glauben gibt er keine Auskunft.

Der Bundeskanzler war einer der hochkarätigen Gäste beim jüngsten Kirchentag der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Nürnberg. Als er in einem persönlichen Interview gefragt wurde, ob er von seinem eigenen Glaubensweg erzählen wolle, antwortete Scholz schlicht: «Nein, eigentlich nicht.» Er habe eigene Positionen zum Christentum, die er aber nicht bereit sei, in der Öffentlichkeit zu teilen, berichtete das PRO Medienmagazin. Immerhin weiss er über die Inhalte des christlichen Glaubens Bescheid. «Ich gehöre zu den wenigen Deutschen, die sowohl das Alte als auch das Neue Testament gelesen haben», sagte er dem Publikum. Scholz gab auch zu, dass der christliche Glaube und die Bibel das kulturelle Leben und das Denken der Deutschen stark geprägt haben.

Seit 2021 führt der Sozialdemokrat die so genannte Ampel-Koalition, ein Bundeskabinett mit den Grünen und den Liberalen. Er wuchs in einer lutherischen Familie auf und wurde als Säugling getauft, wie es in der EKD üblich ist. Als Jugendlicher wurde er auch konfirmiert, trat aber später als Erwachsener aus der Kirche aus.

Kontrast zu Merkel

Bevor Olaf Scholz Regierungschef wurde, diente er als Vizekanzler unter Angela Merkel. Im Vergleich zu ihm äusserte Merkel sich deutlich klarer zu Glaubensfragen. Selbst Tochter eines lutherischen Pfarrers, sagte Merkel bei den Gedenkfeiern zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation: «Es gibt fast keinen Lebensbereich, der nicht von der Reformation, die Luther angestossen hat, berührt worden ist, und zwar über Deutschland und sogar über Europa hinaus.» Die Reformation habe eine «befreiende Botschaft gebracht, wonach der Mensch nur aus Gnade und durch den Glauben vor Gott gerecht wird (...). Gottes Gnade kann man nicht mit Werken erkaufen oder gewinnen, die Gnade wird dem Gläubigen einfach frei geschenkt.»

Sie ging sogar noch weiter: «Wir alle machen Fehler», sagte Merkel, «aber ich finde es befreiend, dass wir, obwohl wir unvollkommen sind, Gottes Gnade und Liebe empfangen.»

Woher die Überzeugungen kommen

Auf dem Kirchentag 2023 sprach Scholz auch über feste Überzeugungen, die er in bestimmten Fragen hat, wie etwa die Notwendigkeit, die Ukraine zu verteidigen. «Es gibt politische Situationen, in denen ich sagen muss: 'Hier stehe ich und kann nicht anders'», sagte der Kanzler in Anlehnung an das berühmte Zitat von Martin Luther. Er machte allerdings nicht klar, woher solche Überzeugungen kommen.

«Mein Glaube an Gott macht viele politische Entscheidungen leichter», hatte Angela Merkel 2015 gesagt. Die damals einflussreichste Politikerin Europas sprach über ihren Glauben an Gott als zentralen Bestandteil ihres Lebens und ihrer Arbeit. «Glaube und Religion sind die Grundlage, auf der ich und viele andere die heilige Würde des Menschen sehen. Wir sehen uns als Schöpfung Gottes, und das leitet unser politisches Handeln.»

Ein Jahr zuvor hatte sie Toleranz als Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in Europa hervorgehoben. «Ich muss ganz ehrlich sagen, dass wir alle die Möglichkeit und die Freiheit haben, unsere Religion zu haben, sie zu praktizieren und an sie zu glauben», erklärte sie. Und fuhr fort: «Ich würde gerne mehr Menschen sehen, die den Mut haben zu sagen: 'Ich bin gläubiger Christ'. Und mehr Menschen, die den Mut haben, in einen Dialog zu treten.»

Zum Thema:
Angela Merkel und Nina Hagen: Mehr Farbe für den grauen Gesellschaftsalltag
Bundestagswahl Deutschland: Scholz gewinnt – doch auch Laschet will Kanzler werden
Zapfenstreich für Kanzlerin: Angela Merkel – mit dem «grossen Gott» in den Ruhestand

Datum: 16.06.2023
Autor: Joel Forster / Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus / übersetzt und bearbeitet von Livenet

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung