Befähigen, es selbst zu tun

«Vogel, friss oder stirb!»

Willi Helbling leitet die Stiftung BusinessProfessionalNetwork
Willi Helbling leitet die Stiftung BusinessProfessionalNetwork (BPN). Sie besteht seit 25 Jahren und hat weltweit etwa 50`000 Arbeitsplätze geschaffen. In sechs Ländern werden Geschäftsleute darin unterstützt, Klein- und Mittelunternehmen aufzubauen.

«Dieses Jahr gibt’s keine Sommerferien – wir haben nicht genug Umsatz gemacht», erklärte Willi Helblings Vater, als sein Sohn noch ein Schulkind war. «Ich verkroch mich wieder ins Bett, als ich das hörte», erinnert sich der 60-Jährige. Dennoch machte sich später auch Willi selbständig. Bis er gebeten wurde, die Geschäftsführung Stiftung BusinessProfessionalNetwork (BPN) zu übernehmen, war er als Unternehmensberater tätig. Nun ist er wieder angestellt und seit bald zehn Jahren CEO der Stiftung.  

«Ich reise jedes Jahr etwa für zehn Tage in alle Länder, in denen wir tätig sind», erklärt er. Dies sind Nicaragua, Mongolei, Georgien, Kirgistan, Ruanda und neu Uganda: «Vor drei Wochen haben wir in Kampala unser Büro eröffnet.» Durch Kontakte zu Botschaften, Diplomaten oder direkte Anfragen gelangten sie in diese Länder und lernen Einheimische kennen, die bereits ein Geschäft führen oder eins starten wollen. Sie werden zwei Jahre lang darin unterstützt, es aufzubauen und damit Arbeitsplätze zu generieren. Gestartet wurde BPN von Jürg Oppliger, Inhaber des Lenkerhofs, der 2021 verstarb. Heute arbeiten 56 Personen für die Organisation. 

Hauptkriterien für Unterstützung 

Vor Ort motivieren sie Menschen, ihre Ressourcen einzusetzen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Jedes Jahr werden 20 bis 30 Interessierte ins Programm aufgenommen. «Ein Unternehmer-Gen muss erkennbar sein, dann helfen wir dabei, den Businessplan zu erstellen. Er ist die Voraussetzung dafür, dass wir die Teilnehmenden die nächsten zwei Jahre coachen», erklärt der Geschäftsführer. «Es sind nicht Schweizer, die kommen und sagen, wie es läuft», so Helbling. «Einheimische Länderdirektoren führten die Teilnehmenden mit Empathie und hören auf ihre Erfahrungen.» Er steht in engem Kontakt mit ihnen, triff sie online jede Woche und besucht sie einmal pro Jahr. «Uns geht es so gut – wir haben immer drei, vier Optionen», hält er fest. «Die Chancen für Geschäftsleute in anderen Ländern sind gleich Null – da gilt: Vogel, friss oder stirb.»  

Fehlerkultur beachten 

«Es war für mich neu, dass in der Mongolei Fehler nicht direkt angesprochen werden können», gesteht Helbling. In der asiatischen Kultur bedeute dies den Gesichtsverlust. Der Kritisierte fühle sich entblösst und abgewertet, verliere den Respekt der Kollegen und sein Selbstwertgefühl sause in den Keller. BPN müsse sich auf die örtlichen Bedingungen einstellen. So könne es in Ulan Bator im Sommer bis 40 Grad heiss werden, im Winter bis 40 Grad minus – mit diesen Umständen müssten die Menschen dort leben. «Die Welt hat sich in den letzten zehn Jahren sehr verändert, das Knowhow im Unternehmertum und die Nutzung sozialer Medien haben sehr zugenommen», hält Helbling fest. Dem sei Rechnung zu tragen.    

Reisezeit, Ruhezeit 

Willi Helbling reist durch die ganze Welt, ist mit Zeitverschiebung bis zu 26 Stunden am Stück unterwegs. Das sei nicht immer lustig, aber er nutze die Zeit auch, um sich zu erholen. Doch er möchte durch seine Tätigkeit Spuren hinterlassen. Er sei aus Überzeugung Rotarier und Christ, auch wenn er nicht überall von seinem Glauben reden könne: «Sonst wären für BPN in gewissen Ländern die Lichter aus.» Das Modell Hilfe zur Selbsthilfe stosse auch dort an Grenzen, wenn Einzelne nach zwei Jahren Schulung nicht diszipliniert weitergehen, erklärt Helbling. «Sie bekommen bei uns das Rüstzeug, um ihr Unternehmen selbständig weiterzuführen, und sie können sich auch weiterhin an uns wenden, wenn ein Problem auftaucht.»  

Begeisterte Unterstützer 

BPN ist auf Sponsoring angewiesen. Sie erleben, dass viele von ihrer Vorgehensweise, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, begeistert sind. «Wenn wir die 50`000 Arbeitsplätze, die durch unsere Teilnehmenden entstanden sind, hochrechnen, profitieren etwa 150`000 Personen davon: all die Familien, bei denen etwas auf den Tisch kommt.» Etwa gleich viele Menschen wohnen in der Stadt Winterthur. 

Willi Helbling verfolgt die Erfolge von BPN nun seit zehn Jahren. Eine positive Erkenntnis ist: «In den Ländern, in denen wir tätig sind, finden die Menschen immer eine Lösung!» Auch wenn sie manchmal sehr unkonventionell sei. Er nennt einen Goldschmied, dessen Umsatz während der Coronapandemie völlig einbrach. Auf verschiedenen Märkten kaufte er daraufhin Früchte und Gemüse, verkaufte sie an anderen Orten und verdiente nun so sein Geld. «Von solchen Unternehmern können wir lernen», findet der CEO.  

Sehen Sie sich hier den Talk an:

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Datum: 25.02.2025
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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