Der «vergessene» Krieg

DR Kongo: 70 Christen in Kirche getötet

Die Provinz North Kivu
Mehr als sechs Millionen Tote in zwei Jahrzehnten Krieg: In der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo sollen 70 Christen enthauptet in einer protestantischen Kirche aufgefunden worden sein.

Die Opfer seien von Terroristen der «Allied Democratic Forces» (ADF) entführt worden. Die Angreifer erreichten das Dorf Mayba in der Region Lubero am vergangenen Donnerstag gegen 4 Uhr morgens und zwangen die Bewohner, ihre Häuser zu verlassen, berichtete das christliche Hilfswerk Open Doors.  

Mindestens 20 Christen wurden verschleppt. Später versuchten besorgte Dorfbewohner eine Rettungsaktion zu organisieren, doch die bewaffnete Gruppe umstellte das Dorf und nahm weitere 50 Gläubige gefangen. Die Entführten wurden in eine protestantische Kirche in Kasanga gebracht, wo sie enthauptet aufgefunden wurden. 

Sechs Millionen Todes-Opfer 

Wegen anhaltender Sicherheitsbedrohungen konnten die Familien der Opfer ihre Angehörigen zunächst nicht beerdigen. Nach Angaben von «International Christian Concern» (ICC) wurden die Geiseln mehrere Tage festgehalten, bevor sie hingerichtet wurden. 

«Dieses jüngste Massaker, das 70 Christen das Leben gekostet hat, ist kein Einzelfall, sondern Teil eines düsteren Mosaiks der Gewalt, die in zwei Jahrzehnten Krieg in der DR Kongo mehr als sechs Millionen Menschen das Leben gekostet hat», sagte ICC-Präsident Jeff King. «Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung der DRK ist christlich. Dies ist ein religiös motivierter Völkermord, verübt von den radikal-islamischen Terroristen der ADF.» 

King fordert entschlossene Intervention 

«Wir brauchen mehr als Gebete – wir müssen eine gesamte afrikanische Streitmacht fordern, um die Ordnung in diesem gescheiterten Staat wiederherzustellen und unzählige weitere Menschen vor diesem endlosen Blutvergiessen zu bewahren.» 

Laut Open Doors haben Kirchen und Gesundheitszentren in der Region aufgrund der Gewalt bereits ihre Arbeit eingestellt. Viele Christen sind aus Lubero geflohen. 

Ein Ältester der örtlichen «CECA20»-Kirche sagte: «Wir wissen nicht mehr, was wir tun oder wie wir beten sollen. Wir haben genug von den Massakern. Möge allein Gottes Wille geschehen.» 

Eskalierende Gewalt in der DR Kongo 

Die ADF, die mit der Terrororganisation «Islamischer Staat» in Verbindung gebracht wird, intensiviert seit Jahren ihre Angriffe im Nordosten der DR Kongo. Seit 2014 hat die Gruppe ihre Angriffe von Beni (Nord-Kivu) auf die Provinz Ituri ausgeweitet. 

Lokale Berichte sprechen von mehr als 200 Toten allein im vergangenen Monat in der Region Baswagha. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von «Open Doors» ist die DR Kongo um sechs Plätze auf Rang 35 vorgerückt. Die Zahl der dokumentierten Todesfälle aufgrund des christlichen Glaubens stieg im vergangenen Jahr von 261 auf 355. In den betroffenen Gebieten wurden Häuser geplündert, Kirchen geschlossen und ganze christliche Dörfer verlassen. 

M23-Rebellen und geopolitische Spannungen 

Neben der ADF verschärft die Rebellion der M23-Miliz die Unsicherheit in der DR Kongo. Die Gruppe, die mutmasslich von Ruanda unterstützt wird, hat kürzlich die Stadt Goma eingenommen

Ruanda wird beschuldigt, die M23 zu finanzieren, um rohstoffreiche Gebiete der DRK zu annektieren. Umgekehrt beschuldigt Ruanda die DR Kongo, regierungsfeindliche Milizen im eigenen Land zu unterstützen und Tätern des Völkermords von 1994 Unterschlupf zu gewähren. 

Trotz der politischen Spannungen bemühen sich lokale christliche Leiter um Frieden und Versöhnung in der Region

«System der Straflosigkeit» 

John Samuel, Rechtsberater von «Open Doors» für Afrika südlich der Sahara, beschreibt die Gewalt als Folge eines «Systems der Straflosigkeit», in dem kaum jemand zur Rechenschaft gezogen wurde. 

Er rief die internationale christliche Gemeinschaft auf, für die betroffenen Christen und gefährdeten Gemeinschaften zu beten und sich gleichzeitig für ein «unparteiisches und transparentes» Vorgehen der Regierung einzusetzen. 

Ein früherer Bericht des US-Aussenministeriums betonte, dass der «Islamische Staat in der DR Kongo» (ISIS-DRC), auch bekannt als ADF, weiterhin wahllos Zivilisten in Nord-Kivu und Ituri angreift, oft gezielt Kirchen und christliche Leiter. 

Sieben Millionen Binnenflüchtlinge in der DRK 

Mit rund sieben Millionen Binnenvertriebenen gibt es in der DR Kongo mehr Flüchtlinge als in jedem anderen Land der Welt. Das christliche Hilfswerk «World Vision» fordert die internationale Gemeinschaft auf, mehr für die Flüchtlingskinder in der Region zu tun. Seit 1998 hat der anhaltende Krieg in der DR Kongo mehr als sechs Millionen Menschen das Leben gekostet. 

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Datum: 25.02.2025
Autor: Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Livenet

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